Vernetzung von Theorie und Praxis

Hannes Rappitschs Ausbildung zum diplomierten Sozialarbeiter hat er 1991 an der Bundesakademie für Soziale Arbeit in St. P?lten/Nieder?sterreich absolviert. Danach war er mehr als 20 Jahre in der Beratungsarbeit mit diversen "Randgruppen" t?tig – angefangen von der Arbeit mit Drogenabh?ngigen und Strichern bis hin zur Arbeit mit anerkannten Flüchtlingen. Hannes Rappitsch war am Aufbau einer Beratungsstelle für Integrationsarbeit beteiligt. 2011 schrieb er sich für den ersten Masterstudiengang Frühe Kindheit an der Universit?t Konstanz und der P?dagogischen Hochschule Thurgau (PHTG) ein und schloss ihn im Herbst 2013 mit dem double degree ?Master of Arts of early childhood“ ab. Seit Januar 2014 ist Hannes Rappitsch als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dr. Sonja Perren an der Brückenprofessur Bildung und Entwicklung in der Frühen Kindheit t?tig und für die Koordination des Kompetenznetzwerks Frühe Kindheit verantwortlich.
Hannes Rappitschs Ausbildung zum diplomierten Sozialarbeiter hat er 1991 an der Bundesakademie für Soziale Arbeit in St. P?lten/Nieder?sterreich absolviert. Danach war er mehr als 20 Jahre in der Beratungsarbeit mit diversen "Randgruppen" t?tig – angefangen von der Arbeit mit Drogenabh?ngigen und Strichern bis hin zur Arbeit mit anerkannten Flüchtlingen. Hannes Rappitsch war am Aufbau einer Beratungsstelle für Integrationsarbeit beteiligt. 2011 schrieb er sich für den ersten Masterstudiengang Frühe Kindheit an der Universit?t Konstanz und der P?dagogischen Hochschule Thurgau (PHTG) ein und schloss ihn im Herbst 2013 mit dem double degree ?Master of Arts of early childhood“ ab. Seit Januar 2014 ist Hannes Rappitsch als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dr. Sonja Perren an der Brückenprofessur Bildung und Entwicklung in der Frühen Kindheit t?tig und für die Koordination des Kompetenznetzwerks Frühe Kindheit verantwortlich.

Seit Januar 2014 koordiniert Hannes Rappitsch als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Brückenprofessur Bildung und Entwicklung in der Frühen Kindheit der Universit?t Konstanz und der P?dagogischen Hochschule Thurgau das Kompetenznetzwerk ?Frühe Kindheit“. ?Im Gespr?ch“ erl?utert er, was es damit genau auf sich hat.


Herr Rappitsch, was genau ist das Kompetenznetzwerk ?Frühe Kindheit“?

Die Universit?t Konstanz und die P?dagogische Hochschule Thurgau bilden mit den Kernpartnern, dem Marie Meierhofer Institut für das Kind in Zürich und der Klinik für Kinder- und Jugendpsychologie des Universit?tsklinikums Ulm sowie weiteren spezialisierten Institutionen und Organisationen, das ?Kompetenznetzwerk Frühe Kindheit“. Gegründet wurde es im Rahmen des Masterstudiengangs Frühe Kindheit, den es seit 2011 gibt und den 2013/2014 erstmals 19 Absolventinnen und Absolventen abgeschlossen haben. Dieses interdisziplin?re Kompetenznetzwerk bildete hierfür den strukturellen Rahmen, wobei in der Zwischenzeit immer mehr die ?ffnung auch zu anderen Studienrichtungen und zum gemeinsamen Nutzen von anderen Institutionen – im Sinne von Win-Win-Situationen – im Fokus steht.

Was ist die Aufgabe des Netzwerkes?

Das Kompetenznetzwerk bündelt Wissen, K?nnen und Ressourcen der Forschungseinrichtungen verschiedener Institutionen. Damit wird es Partner für Forschungsprojekte und Evaluationen. Die beiden Hochschulen haben sich zum Ziel gesetzt, durch forschungsbasierte Projekte mit starkem Praxisbezug einen innovativen und zukunftsweisenden Beitrag zum Themenfeld Frühe Kindheit zu leisten. Das Netzwerk l?dt Expertinnen und Experten ein, Brücken zwischen Wissenschaft und Praxis zu bauen und die dafür n?tige ??bersetzungsarbeit“ zu leisten. Mein Aufgabenfeld umfasst nun in diesem Bereich die Pflege, den Ausbau und die Weiterentwicklung des Kompetenznetzwerks Frühe Kindheit. Neben der Betreuung der schweizer Webseite Frühkeindheit, wo das Netzwerk und seine unterschiedlichen Aktivit?ten sichtbar gemacht werden, wird viel auf den unterschiedlichsten Ebenen kommuniziert, um diverse Anfragen, Bedürfnisse und Wünsche zwischen Praxis, Forschung, Lehre und Studium weiterzuleiten, zusammenzuführen oder zu beantworten. Das ist die allt?gliche Vernetzungsarbeit unabh?ngig von organisierten Veranstaltungen.

Wer ist Teil des Netzwerkes Frühe Kindheit?

Aktuell sind 29 Partnerinstitutionen aus Wissenschaft und Praxis in diesem Netzwerk Mitglied. Es sind unterschiedliche Institutionen aus Deutschland und der Schweiz, aus Forschung und Praxis, wobei der Fokus regional rund um den Bodensee gelegt wird und somit auch Organisationen aus Vorarlberg/?sterreich miteinbezogen werden k?nnen. Die Bandbreite der Netzwerkpartner erstreckt sich von anderen (p?dagogischen) Hochschulen, universit?ren und kommunalen Einrichtungen, Forschungsinstitutionen, Tr?gerorganisationen von Spielgruppen und Kindertagesst?tten bis hin zu unterschiedlichen Beratungsstellen und Pr?ventions- und Interventionseinrichtungen wie auch klinischen, therapeutischen Hilfsangeboten im frühkindlichen Bereich. 

Wie sieht es mit der Vermittlung von Theorie und Praxis aus?

In dem Netzwerk geht es sowohl um Vermittlung von Wissen aus der Theorie als auch aus der Praxis. Idealerweise wird dies durch Vernetzung erreicht. So sollte das generierte Wissen der Forschung den Praktikerinnen und Praktikern sowie den Lehrenden zur Verfügung gestellt werden. Auf diese Weise entsteht ein direkter Nutzen in der Praxis. Andererseits sollten die Themen und Fragestellungen der Praxis auch direkt in der Lehre und Ausbildung wie auch in der Forschung aufgegriffen werden k?nnen, damit ein aktueller Bezug zur Praxis hergestellt wird. In diesem Kontext geh?ren die regelm??igen Veranstaltungen des Netzwerkes, wie die viertelj?hrlich stattfindenden Ringvorlesungen ?Forschung und Praxis in der Frühen Kindheit“ und das einmal im Jahr stattfindende Herbstmeeting, bei dem sich die Kooperationspartner aus Forschung und Praxis treffen, um sich zu vernetzen und inhaltlich zu einem Schwerpunktthema auszutauschen.  

Gibt es Forschungsprojekte, an denen gerade gearbeitet wird?

Die Arbeitsgruppe für Bildung und Entwicklung in der Frühen Kindheit, bestehend aus Psychologen und Erziehungswissenschaftlern, forscht gerade aktuell schwerpunktm??ig in den folgenden Themenbereichen: Peerbeziehungen, soziale Kompetenz und psychische Gesundheit; frühkindliche Bildung und Betreuung in Kindertagesst?tten und Spielgruppen (vor allem Interaktionsqualit?ten); Entwicklung von Kindern mit individuellen oder famili?ren Risikofaktoren. Es handelt sich sowohl um Grundlagenforschung als auch um Forschungsprojekte in Zusammenarbeit mit Praxispartnern in der Schweiz und in Deutschland. Für diese Forschungsprojekte werden verschiedene quantitative und qualitative sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden angewandt. 

K?nnen Sie den Inhalt eines Forschungsprojekts beispielhaft n?her umrei?en? Worum geht es dabei?

Der Titel eines aktuelles Projekts im Rahmen des Kompetenznetzwerks lautet ?Umgang mit Teilzeit betreuten Kindern in Kindertagesst?tten“: Im Auftrag des Sozialdepartements der Stadt Zürich werden in diesem Praxisforschungsprojekt, das in Kooperation von Universit?t Konstanz, P?dagogische Hochschule Thurgau in Kreuzlingen und Marie Meierhofer Institut in Zürich durchgeführt wird, auf wissenschaftlicher Basis sowie in Zusammenarbeit mit Praktikern und Praktikerinnen konkrete Handlungsempfehlungen bezüglich folgender Fragestellungen entworfen: Welche Organisationsformen sind geeignet, um die Stabilit?t der Kindergruppe zu erh?hen? Und: Wie müssen soziale Beziehungen und p?dagogisches Handeln in der Kita gestaltet werden, um Teilzeit und Vollzeit betreuten Kindern in ihrer Entwicklung gerecht zu werden?

Sie sind im Dreil?ndereck t?tig, wo es auch unterschiedliche Systeme gibt, was beispielsweise die Kinderbetreuung anbelangt. Sind die Erkenntnisse des Netzwerks universell anwendbar?

Die grunds?tzlichen Erkenntnisse der Forschung sind prinzipiell universell anwendbar, da sie bei gleichen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen (im Bereich der frühen Kindheit) wissenschaftlich abgesicherte, allgemeine Gültigkeit haben sollen. Das Spannende an dieser Arbeit im Netzwerk im Rahmen des Dreil?nderecks sind Beobachtungen über den Tellerrand hinaus, wie diese Erkenntnisse im Bereich der frühen Kindheit beispielsweise bei der Kinderbetreuung umgesetzt werden beziehungsweise wie der strukturelle Rahmen dementsprechend gestaltet wird oder gestaltet werden kann? In diesem Kontext bietet das Netzwerk vielf?ltige Lernm?glichkeiten, sei es über die L?ndergrenzen hinweg oder auch über die Grenzen des Bundeslandes, des Kantons oder der unterschiedlichen Organisationsform hinweg. So gibt es unabh?ngig vom strukturellen Rahmen oder von Ausgangsvoraussetzungen die gleichen Probleme und Themen oder grunds?tzliche Erkenntnisse oder Probleme in diesem Themenbereich der frühen Kindheit. Ihnen wird auf unterschiedlichen strukturellen Ebenen mit unterschiedlichen Mitteln und unterschiedlichem Erfolg begegnet.

Stellt das Netzwerk auch Aufgaben für Studierende, beispielsweise in Form von Themen für Abschluss beziehungsweise Doktorarbeiten?

Das aktuelle universit?re Lehrangebot besonders im Bereich des Masterstudienganges Frühe Kindheit umfasst die Bereiche Frühkindliche Bildung, Betreuung und F?rderung, Entwicklung sozio-emotionaler Kompetenzen sowie Forschungsmethoden. Ausgehend von diesem Rahmen und dem bereits breiten Geflecht an Netzwerkbeziehungen zu unterschiedlichen Institutionen bestehen die M?glichkeiten, sowohl gezielte bedarfsgerechte Projektarbeiten und Praktika als auch m?gliche Themen von Master- und Abschlussarbeiten in Kooperation mit einzelnen Netzwerkpartnern an Studierende zu vermitteln. Ausgehend von diesen Netzwerkbeziehungen ist auch bereits einiges entstanden an Kooperationen bei Projekt- und Masterarbeiten.

Wie finanziert sich das Netzwerk?

Das Netzwerk wird in dieser Aufbauphase gleich wie der Masterstudiengang Frühe Kindheit durch das Budget der beiden Hochschulen, der P?dagogischen Hochschule Thurgau und der Universit?t Konstanz getragen.

Bekommen Sie auch Anfragen von Privatleuten?

Ja, auch das kommt vor, und das ist auch gut so, da es zeigt, dass dieses Themenfeld und unsere Netzwerkarbeit eben nicht nur im institutionellen Rahmen interessiert, sondern auch ?private“ Anliegen und Bedürfnisse anspricht.

Apropos

Sie sind diplomierter Sozialarbeiter, waren 20 Jahre in der Beratungsarbeit mit diversen Randgruppen t?tig. H?tten Sie sich schon damals ein solches Netzwerk gewünscht?

Egal mit welchen Zielgruppen ich in meiner beruflichen Beratungst?tigkeit aktiv war, war mir immer ein ressourcenorientierter Ansatz wichtig. Dieser beinhaltet nicht nur, die Ressourcen des einzelnen, sondern auch die Ressourcen der Umwelt und der Hilfsangebote in den Fokus zu nehmen. Von daher war ich es gewohnt, vernetzt zu denken und in und mit Netzwerken zu handeln.  

Sie sagten, Sie seien froh, dass Sie mit Ihrer T?tigkeit beim Kompetenznetzwerk ?Frühe Kindheit“ einen anderen Fokus in ihrem beruflichen Alltag bekommen haben. Wie meinen Sie das?

Mehr als 20 Jahre war mein beruflicher Alltag gepr?gt von der Arbeit mit Menschen, bei denen schon sehr viel an negativer Entwicklung geschehen ist und wo es darum ging den Schaden m?glichst gering zu halten oder eine Art Neubeginn zu erm?glichen. Auch aufgrund meiner privaten famili?ren Situation bin ich in dem Arbeitsfeld der Frühen Kindheit gelandet, wo ich eher die M?glichkeit sah, gewissen Fehlentwicklungen entgegenzusteuern beziehungsweise die kindliche Entwicklung von Anfang an (positiv) zu beeinflussen. Nachdem ich den ersten Masterstudiengang Frühe Kindheit absolvieren konnte, bin ich sehr froh, dass ich nun hier beruflich neu starten konnte. Mit Jahresbeginn konnte ich nun als frisch ?gebackener“ M.A. Frühe Kindheit von Dr. Julia Everke die Koordination des Kompetenznetzwerkes Frühe Kindheit übernehmen.

Sie sind gebürtiger ?sterreicher, arbeiten jetzt in der Schweiz und in Deutschland. Was ist die besondere Herausforderung?

Als besondere Herausforderung erlebte ich zu Beginn das Bewerkstelligen des Ineinanderwirkens der einzelnen Systeme in den jeweiligen L?ndern, die für ein Arbeitsverh?ltnis von Bedeutung sind, wie zum Beispiel Krankenkassen und Finanz?mter. Ansonsten erlebe ich als gebürtiger ?sterreicher die Herausforderungen bei meiner aktuellen beruflichen T?tigkeit als absolut im Rahmen, auch dadurch, dass mir in den unterschiedlichen Teams sehr viel Wohlwollen, Verst?ndnis  und Wille zur Zusammenarbeit entgegengebracht wird.

Stellen Sie sich vor, Sie haben für das Kompetenznetzwerk ?Frühe Kindheit“ einen Wunsch frei. Welchen m?chten Sie m?glichst bald realisieren?

Der Wunsch w?re, dass das Kompetenznetzwerk ein etabliertes Forum mit ausreichenden personellen wie finanziellen Ressourcen w?re für Forschung, Praxis und Ausbildung. Dass es in diesem Forum eine gesunde Dynamik g?be von Nehmen und Geben, von Antworten und Anliegen, der Entwicklung einer gemeinsamen Sprache und ?bersetzungsarbeit zwischen den einzelnen Sparten, L?ndern, Kantonen, Ausbildungsst?tten und Professionen – all dies im Sinn eines konstruktiven, gegenseitigen inspirierenden Miteinanders im Dienste des Erkenntnisgewinns für dieses spannende und wichtige Gestaltungsfeld der frühen Kindheit. Unabh?ngig von den Ressourcen sollte es die bereits existierenden Veranstaltungen des Netzwerkes weiterhin geben.

Hannes Rappitschs...

Ausbildung zum diplomierten Sozialarbeiter hat er 1991 an der Bundesakademie für Soziale Arbeit in St. P?lten/Nieder?sterreich absolviert. Danach war er mehr als 20 Jahre in der Beratungsarbeit mit diversen "Randgruppen" t?tig – angefangen von der Arbeit mit Drogenabh?ngigen und Strichern bis hin zur Arbeit mit anerkannten Flüchtlingen. Hannes Rappitsch war am Aufbau einer Beratungsstelle für Integrationsarbeit beteiligt. 2011 schrieb er sich für den ersten Masterstudiengang Frühe Kindheit an der Universit?t Konstanz und der P?dagogischen Hochschule Thurgau (PHTG) ein und schloss ihn im Herbst 2013 mit dem double degree ?Master of Arts of early childhood“ ab. Seit Januar 2014 ist Hannes Rappitsch als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dr. Sonja Perren an der Brückenprofessur Bildung und Entwicklung in der Frühen Kindheit t?tig und für die Koordination des Kompetenznetzwerks Frühe Kindheit verantwortlich.